Standort und Bohrungen

Bei der Suche nach einem geeigneten Standort, um die Wärme aus der Tiefe nutzen zu können, sind viele Kriterien zu beachten. Mit dem Bohrplatz bei Polling ist nun ein sehr gut geeigneter Standort gefunden.

Nach Erlass der bergrechtlichen Aufsuchungsgenehmigung für das Gebiet „GT Tüßling“ ging die Erdwärme Inn daran, den besten Standort für das Projekt zu finden. Sehr wichtig war selbstverständlich die geologische Eignung. Dafür hat die Erdwärme Inn vorhandene geologische Daten aus seismischen Untersuchungen (2D und 3D) sowie aus Öl- und Gasbohrungen auswerten lassen. Durch die Analyse dieser Daten ließ sich ermitteln, wo im Aufsuchungsfeld besonders ergiebige heiße Tiefenwässer zu erwarten sind.

DER STANDORT

Für die Eignung des oberirdischen Bohrplatzes, an dem später auch die Wärmezentrale stehen wird, musste eine Vielzahl von möglichen Hemmnissen und Risiken untersucht werden:

  • Schützenswerte Oberflächengewässer
  • Denkmäler
  • Grundwasserschutz
  • Naturschutz (Flora und Fauna, Einbindung in das Landschaftsbild)
  • Einhaltung der gesetzlich vorgegebenen Immissionsschutzbelange (u. a. Schall)
  • Geeignete Verkehrsanbindung
  • Vorhandene gemeindliche Planungen und Interessen

Vier mögliche Standorte wurden hinsichtlich der Kriterien näher untersucht. Schlussendlich fiel die Wahl auf eine aktuell noch landwirtschaftlich genutzte Fläche nördlich von Polling in der Nähe des Klärwerks, die sehr gut sowohl als Bohrplatz als auch als Standort für die Wärmezentrale geeignet ist.

KRITERIEN FÜR DEN STANDORT

  • Erschlossen durch schwerlasttaugliche, öffentliche Straße
  • Vorgeprägt durch Hochspannungsleitung und Klärwerk
  • Angrenzend an Gewerbegebiet; mögliche Wärmeabnehmer direkt vor Ort
  • Ausreichende Entfernung zur Wohnbebauung (Immissionsschutz)
  • Nähe zur Ortschaft Polling und Gewächshäusern vorteilhaft für deren Anbindung an Fernwärme
  • Geringe naturschutzfachliche Restriktionen
@Erdwaerme Inn

DIE BOHRUNGEN

Geplant sind beginnend im Sommer 2023 zwei Bohrungen, die ggf. um eine dritte Bohrung ergänzt werden könnten, sollte eine der beiden ersten Bohrungen nicht den gewünschten Erfolg haben. Tiefe Bohrungen sind in der Region nicht neu: Bereits seit Jahrzehnten werden und wurden eine Vielzahl von Öl- und Gasbohrungen in der Region Inn/Salzach durchgeführt.

In Polling beginnt die wasserführende Schicht („Malm“ genannt) in einer Tiefe von ca. 2.300 Metern und hat eine Mächtigkeit zwischen 300 und 400 Metern, die man sich wie einen riesigen Schwamm voller Wasser vorstellen kann. Verbindungen zu Grundwasserschichten bestehen nicht.

Bei den Bohrungen ist es üblich, schräg bzw. mit Ablenkung zu bohren, um den Thermalwasserleiter effektiv erschließen zu können. Dabei sind auch horizontale Strecken technisch kein Problem. Interessant ist es, sogenannte „geologische Störungen“ anzubohren. Hierbei handelt es sich um zerbrochenes Gestein, das man sich wie eine „Wasserautobahn“ vorstellen kann. Im tiefen Untergrund von Polling wurden einige dieser Störungen entdeckt!

DAS AUFSUCHUNGSFELD

Innerhalb dieses Gebietes darf die Erdwärme Inn GmbH & Co. KG nach einem geothermischen Reservoir suchen. Die bergrechtliche Aufsuchungsgenehmigung hat die Erdwärme Inn auf Antrag beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie für mehrere Jahre verliehen bekommen. Es ist ein exklusives Recht, das auschließlich der Erdwärme Inn gestattet, im Aufsuchungsfeld nach Erdwärme zu suchen. Vor der Zulassung hat das Bayerische Wirtschaftsministerium den Antragsteller ausgiebig auf Zuverlässigkeit, Kompetenz und Bonität geprüft.
Vor Beginn der Bauarbeiten musste zudem ein Hauptbetriebsplan für den Bohrplatz und die Bohrung bei der Regierung von Oberbayern eingereicht werden. Seit Frühjahr 2023 ist dieser offiziell genehmigt.

@ Erdwaerme Inn Bayern
@Enerchange

BOHRFIRMA UND BOHRGERÄT

Für die Bohrungen in Polling wird die Bohranlage „InnovaRig“ TI-350 der Firma Herrenknecht Vertical zum Einsatz kommen. Die Anlage wird von der H. Anger`s Söhne GmbH betrieben und wurde speziell für die Erschließung von Reservoiren in großer Tiefe entwickelt und weist einen hohen Automatisierungsgrad auf. Dieser ermöglicht die Einhaltung hoher Sicherheitsstandards bei vergleichsweise geringen Kosten für Arbeitskräfte und Betrieb. Mithilfe der „InnovaRig“ TI-350 wurden seit 2006 zahlreiche Bohrungen, unter anderem in Dürrnhaar, Kirchweidach, Traunreut und Freiham niedergebracht – alle Projekte verliefen unfall- und vorfallsfrei. Weitere Vorteile der Anlage sind deren geringer Emissionsausstoß und die vergleichsweise kleine Baufläche für den Bohrplatz. Auch werden die Bohr- und Anlagenparameter kontinuierlich mittels eines automatisierten Datenerfassungssystems festgehalten.